„Viel Applaus für diese absolut sehenswerte Inszenierung."
Kurier
„Ökologie gegen Wirtschaft, Wahrheit gegen Lüge, Medien im Würgegriff der Mächtigen - in Henrik Ibsens Drama ‚Ein Volksfeind‘ finden sich thematische Dauerbrenner zuhauf. Am Landestheater NÖ in St. Pölten hat eine stimmig verknappte Inszenierung von Anne Bader bei der Premiere am Freitagabend viel Beifall erhalten.“
„Man trifft sich im Dampfbad, die Kostüme sind aus hellen Woll- und Walkstoffen gefertigt, bei Bühne und Beleuchtung wird auf Nachhaltigkeit gesetzt. Da ist man in St. Pölten schon etwas weiter als im kleinbürgerlichen Kurort, wo das Stück handelt.“
„Bettina Kerl verkörpert die ‚Stadtvorsteherin‘ mit allen Nuancen politischer Impertinenz und zwingt den durch seine Aufdeckungen unbequemen Verwandten (Michael Scherff verleiht ihm sehr sympathische Züge) in die Knie. Vertuschung und postfaktische Strategien sind allgegenwärtig. Ergo: Auch Frauen können gehörig Unheil stiften, nicht nur alte weiße Männer.“
„Die restliche Familie spart Bader aus - mit Ausnahme von Stockmanns Tochter Petra (Laura Laufenberg), der eine zentrale Rolle zukommt. [...] Als opportunistische Zeitungsredakteure überzeugen Tim Breyvogel und Tobias Artner, Tilman Rose gibt den bürgerlichen Mann der Mitte mit tückischem Lächeln: Wendehälse, die nur auf den ökonomischen Vorteil bedacht sind ohne Rücksicht auf Risiken, vorgeblich im Interesse der Mehrheit - einer manipulierten und/oder unwissenden Mehrheit. Just zwei Tage vor der niederösterreichischen Landtagswahl könnte man in diesem Stück durchaus eine starke Ansage mit einigen Interpretationsoptionen sehen.“
VOL.AT
„Henrik Ibsens ‚Ein Volksfeind‘ wird gerne als Warnung vor totalitären Diskursen und gelenkter Willensbildung bemüht. In St. Pölten erzählt Regisseurin Anna Bader das Drama um Wahrheit und alternative Fakten als Geschichte österreichischer ‚Verhaberung‘.“
„Am Leinwand-Idyll spiegeln sich schneebedeckte Berge und ein kalt-blauer Himmel im wild von Gräsern umrankten See. Und aus der Bühnenvertiefung, in der sie wellnessen, quillt anmutig Nebel. Sie, das sind der Redakteur Hovstad, der Mitarbeiter Billing und die Stadtvorsteherin. Denn in Anne Baders Inszenierung von Henrik Ibsens "Ein Volksfeind" ist der Stadtvogt mit der Schauspielerin Bettina Kerl besetzt. Aktueller könnte das Anfangsbild kaum sein: Am Sonntag wird in Niederösterreich gewählt.“
„Schwesterlein Stadtvorsteherin und Brüderlein Doktor stehen sich, wellness-weiß gekleidet wie alle, völlig ungleich gegenüber. Wo Bettina Kerl geraden Rückens Message Control praktiziert und bei Nicht-Parieren ihres Gegenübers schnell das eigene Aggressionspotential betont, weist Michael Scherff den Doktor Stockmann geschäftig vor sich hinlächelnd als einen in allen Lebenslagen Überforderten aus.“
„Von den vielen Figuren Ibsens sind in Baders durch musikalisch unterlegte Blacks rhythmisierter Inszenierung insgesamt sechs miteinander im Spiel. Indem Tilman Rose den für Mäßigung und Mittelweg eintretenden Aslaksen, Vorsitzender des Vereins der Hausbesitzer, groß als eitlen Spießbürger mit patriotischem Hand-aufs-Herz-Tick überzeichnet, wird die Figur zum verlässlichen Comic-Relief-Faktor. Und Petra, Stockmanns Tochter, die Laura Laufenberg zwischen launenhaftem Protest und unbedingter Überzeugung hin und her schwanken lässt, steht für das Engagement einer jungen Generation: ‚Man hat immer eine Wahl‘.“
„Am Ende wird sie den Vater zu einer Schütt-Aktion motivieren. Schüttaktion gegen das Berge-Himmel-See-Idyll. Das jedoch davor schon mit einem plötzlichen Lichtwechsel wirkungsvoll als bloßes Shutterstock-Bild enttarnt worden war. Franziska Bornkamms Bühne erzählt pointiert: Die unberührte Natur ist berührt.“
nachtkritik.de
„Anne Bader inszeniert Henrik Ibsens Stück als verdichtetes brandaktuelles Sittenbild einer Gesellschaft, in der die Mehrheit vor allem an sich selbst denkt. Moral und Anstand haben da ebenso keine Chance wie die Wahrheit.“
Kultur Niederösterreich